Gmünder Tagespost vom 24. Oktober 2019 (Kuno Staudenmaier)
Landrat Klaus Pavel kritisiert bei der Jubiläumsfeier der Krebsberatungsstelle das Finanzierungsmodell.
Schwäbisch Gmünd Die Krankheit Krebs darf keine Tabuzone sein. Das sagt Landrat Klaus Pavel beim Festakt zum Jubiläum der Psychosozialen Krebsberatungsstelle Ostwürttemberg. Sie wurde vor 10 Jahren ins Leben gerufen.
Mit der Diagnose Krebs breche für Betroffene und Angehörige eine Welt zusammen. „Dann ist es gut,wenn Menschen die richtigen Worte finden“, sagt Pavel mit Blick auf die Angebote der Krebsberatungsstelle. Er lobt das Engagement des früheren Chefarztes Dr. Martin Redenbacher, der 2006 gemeinsam mit Professor Dr. Holger Hebart den Förderverein Onkologie ins Leben gerufen hat.
Schon drei Jahre später konnte die Beratungsstelle starten. Dr. Martin Redenbacher erinnert an die Hürden im Vorfeld. „Wir mussten zu Beginn alle Kosten selbst tragen.“ Spenden und Mitgliedsbeiträge hätten zum Erfolg verholfen. Auch die zweimalige Spende aus Weihnachtsaktionen der Gmünder Tagespost zähle dazu.
Erst seit 2015 gibt es eine politische Finanzierung durch das Land Baden-Württemberg. „Dass diese Leistungen nicht von den Krankenkassen finanziert werden, das finde ich nicht in Ordnung“, sagt Landrat Klaus Pavel.
Die Leiterin der Psychosozialen Krebsberatungsstelle, Monika Buchmann, nennt Fälle Betroffener, die vom Gesprächsangebot Gebrauch gemacht haben. Und sie nennt Fortschritte im Lauf der Jahre: seit 2013 gibt es auch Beratungsgepräche für sozialrechtliche Fragen, ein Jahr später kommen Kursangebote dazu. Seit 2018 gibt es die Aussensprechstunde im Landratsamt Aalen. Das schätzt Landrat Klaus Pavel, der ein flächendeckendes Angebot für wichtig hält. Noch vor zehn Jahren habe es diese Form von Begleitung von Krebspatienten und Angehörigen nur an ganz wenigen Standorten im Land gegeben.
Wie sich die Krankheit auf Familien und die Partnerschaft auswirken kann, das erfahren die Gäste der Jubiläumsfeier von Prof. Dr. Tanja Zimmermann von der Medizinischen Hochschule Hannover. Jeder dritte Patient erfahre im Lauf der Behandlung eine psychische Störung. Viele stellten sich die Frage nach dem Warum. Bei den Antworten müsse man sich auch vor so manchen unseriösen Äußerungen schützen. Ursachen im Umfeld zu suchen, sei wenig hilfreich.
Welchen Stellenwert die Psychosoziale Krebsberatungsstelle hat, wie es zu den Räumen im Stauferklinikum gekommen ist, das sagte der ehemalige Klinikdirektor Walter Hees. Chefarzt Prof. Dr. Holger Hebart, stellvertretender Vorsitzender des Fördervereins Onkologie, bedankte sich in einem Schlusswort für die breite Unterstützung und das Engagement des Vorsitzenden Dr. Martin Redenbacher.