Gmünder Tagespost vom 18.10.2019 (Kuno Staudenmaier)

Krebsberatungsstelle lässt Betroffene nicht allein

Vor zehn Jahren mit viel Engagement gegründet – Tag der offenen Tür am Samstag, 19.10.2019

Mutlangen   2009 startet ein Angebot, das es zu der Zeit nur an einigen Universitätsstandorten im Land gibt: Im Oktober öffnet die  Krebsberatungsstelle Ostwürttemberg auf dem Gelände der Stauferklinik. Es ist das größte Projekt des Fördervereins Onkologie, dessen Vorsitzender Dr. Martin Redenbacher damals alle Hebel in Bewegung setzt, um es zu schaffen.

Zehn Jahre später gibt es Grund, zu feiern. Die Beratungsstelle, die viele Jahre ohne Gelder aus den Sozialkassen auskommen muss, hat nicht nur überdauert, sondern die Angebote ausgebaut. Grund für die Initiatoren, die Bürger einzuladen: Am Samstag, 19. Oktober, öffnen sich von 13 – 17 Uhr die Türen für Interessierte.
Dann können Besucher mit den Fachleuten plaudern, mit der Leiterin der Einrichtung, Diplom-Psychologin Monika Buchmann, mit Sozialpädagogin Carolin Stütz, Dr. Martin Redenbacher und Prof. Dr. Holger Hebart. „Natürlich sind Betroffene eingeladen“, sagt Monika Buchmann. Sie freut sich aber auch über Gespräche mit Menschen, die diese Arbeit interessiert verfolgen, vielleicht sogar unterstützen. Viele hundert Patientinnen und Patienten besuchen in diesen zehn Jahren die Einrichtung, deren Räume die Stauferklinik zur Verfügung stellt.

„Es gibt kaum Menschen, die nicht im Kreis ihrer Verwandten und Bekannten Krebspatienten kennen“, sagt die Psychologin. Und sie macht die Erfahrung, dass nicht nur Patienten selbst oder die direkten Angehörigen Beratungsbedarf haben. „Das können auch Arbeitskollegen sein, die sich über den Umgang mit der Krankheit Gedanken machen müssen“. Freunde und Nachbarn kommen ebenso in Betracht.

„Wer bei uns anruft, der bekommt auch einen Termin“ – Monika Buchmann, Diplom-Psychologin

Patienten oder direkte Angehörige kommen oft auch mehrmals. Sie erlebt in Gesprächen Höhen und Tiefen. Nicht selten fallen die Menschen in ein Loch, auch bei einem erneuten Ausbruch der Krankheit, fast immer nach dem Tod eines nahestehenden Menschen. Dann ist das Gespräch in der Krebsberatungsstelle oft die einzige Möglichkeit, den Weg zurückzufinden.

Es gibt Momente im Berufsleben von Monika Buchmann, die sie selbst nur schwer verkraften kann. „Treten neben der Erkrankung noch andere Krisen zutage, ist das schon hart“, sagt sie. Etwa wenn in der Familie weitere Krankheitsbilder vorkommen und vielleicht noch wirtschaftliche Nöte auftreten. Was möchten die Menschen wissen, die nach dem Schock der Krebsdignose kommen? „Angehörige fragen oft erst, wie sie ihren Partner oder ihre Partnerin unterstützen können“, sagt Monika Buchmann. Viele wollten ihre eigene Angst vor dem Patienten verbergen, andere fürchten sich vor Einsamkeit, falls der Angehörige stirbt.

Bei Betroffenen kommen ähnliche Fragen. Sie machen sich Sorgen, wie es mit Partnern weitergeht, natürlich geht es auch um die Ungewissheit, was auf sie zukommen kann. Eine einzige Beratungsstunde reicht in der Regel dafür nicht aus. „Oft sind auch sechs bis zehn Stunden nötig“, weiß Monika Buchmann. Beratungsziel könne es auch sein, einen Therapieplatz für eine Psychotherapie ausfindig zu machen.

Die Idee für eine Krebsberatungsstelle gibt es schon früh. 2002 wird die Klinik zum Onkologischen Schwerpunkt. Dr. Martin Redenbacher ist zu der Zeit Chefarzt der Inneren Abteilung und fragt bei den Kostenträgern nach der Finanzierung einer Beratungsstelle. Die lehnen ab, obwohl zu der Zeit schon wissenschaftlich belegt ist, dass eine solche Beratung den Krankheitsverlauf günstig beeinflussen kann.
Nach Eintritt in den Ruhestand hat er mit seinem Nachfolger Professor Dr. Holger Hebart gleich einen Mitstreiter für das Vorhaben.Sie gründen schon 2006 den Förderverein Onkologie. 2009 wagen Martin Redenbacher und Holger Hebart den Start der zunächst ausschließlich spendenfinanzierten Einrichtung. Monika Buchmann ist seit 2011 dabei, zwei Jahre später kommt eine Sozialpädagogin dazu. Sie berät Menschen jetzt auch im sozialrechtlichen Bereich.

Tag der offenen Tür – Besucher können mit Fachleuten plaudern, es gibt Getränke und Häppchen und zwei besondere Angebote: Um 14 Uhr zum Thema „Aromapflege“ mit Susanne Hörsch-Milwich und um 15:30 Uhr einen Workshop „Musik“ mit Kattrin Strohal.