Gmünder Tagespost 21.10.2019 (Kuno Staudenmaier)
Krebsberatungsstelle informiert am Tag der offenen Tür, dazu Workshops und Gespräche
Schwäbisch Gmünd Beim Tag der offenen Tür riecht es nach Ölen von Orange, Zitrone oder Zirbelkiefer. In der Psychosozialen Krebsberatungsstelle können sich Besucher am 19.10.2019 nicht nur umschauen, sondern auch Fragen stellen. Workshops zu den Themen Aromapflege und Musik bieten Anregungen und manchen Teilnehmern auch Hilfe in ihrer Situation. Die Leiterin der Einrichtung, Diplom-Psychologin Monika Buchmann, freut sich über diese Öffnung der Krebsberatungsstelle. „Viele neue Gesichter waren zu sehen, darunter auch Menschen, die uns noch nicht kannten, aber schon gebraucht hätten.“
An diesem Tag geht es aber nicht um konkrete Beratung, auch wenn manche Fragen am Rande auftauchten. Anlass für den Tag der offenen Tür: Vor zehn Jahren wurde die Krebsberatungsstelle eröffnet. Sie ist das größte Projekt des Fördervereins Onkologie, dessen Vorsitzender Dr. Martin Redenbacher damals alle Hebel in Bewegung setzte, um dies zu schaffen. Die Beratungsstelle, die viele Jahre ohne Zuschüsse auskommen muss, hat nicht nur überdauert, sondern die Angebote ausgebaut.
Am runden Tisch im Beratungszimmer stehen unzählige Fläschchen, Aroma-Spezialistin Susanne Hörsch-Milwich kennt Inhalte und mögliche Wirkung. Um den Tisch versammelt sind vor allem Frauen, die sich für die Düfte und ihre Nutzen interessieren. Dann tauchen die Fragen auf, Schlafprobleme sind ein Thema, aber auch geschwollene Beine oder Verdauungsbeschwerden. „Wir beschränken uns auf die äußere Anwendung“, sagt Susanne Hörsch-Milwich. Fürs bessere Einschlafen empfielt sie etwa den Duft der Zirbelkiefer in der Atemluft. „Die Menschen nehmen die Tipps dankbar auf“, so die Aromapflege-Referentin. Bei den meisten Workshop-Teilnehmern sind die Beschwerden eine andere Krankheit.
Um das innere Gleichgewicht geht es beim Workshop Musik. „Das hat mir gutgetan“, das hört Musiktherapeutin Kattrin Strohal nach solchen Begegnungen häufig. Sie kommt mit Instrumenten, setzt ihre Stimme ein und lädt vor allem zum Mitmachen ein. Wie ein Workshop abläuft, das ist für sie nicht nur planbar. „Ich nehme auf, was mich erwartet“, so Kattrin Strohal.
Tiefpunkt nach halbem Jahr
Besucher erwartet in der Krebsberatungsstelle auch Kaffee und Gebäck, die Gäste kommen untereinander ins Gespäch, aber auch mit den Initiatoren, dem früheren Chefarzt der Inneren Abteilung, Dr. Martin Redenbacher und dem heutigen Chefarzt Professor Dr. Holger Hebart.
Ihm ist es wichtig, das Gespräch auch Angehörigen anzubieten, ganz besonders Hinterbliebenen, die mit dem Trennungsschmerz umgehen müssen. Monika Buchmann kennt die Trauerphasen. Die beginnen bei Angehörigen schon während des Krankheitsverlaufs. Der Verlust der Gesundheit an sich, der Verlust von Mobilität oder Sprache machten sich da bemerkbar. Nach dem Tod beginnt die tiefe Trauer oft Tage oder Wochen später, wenn die Ruhe einkehrt. „Viele haben einen Tiefpunkt nach einem halben Jahr, wenn sich das Alleinsein in der Psyche festsetzt.“ Monika Buchmann stellt den Menschen oft die Frage: Möchten Sie die Trauer ab sofort komplett loswerden? „Dann lautet die Antwort meist: Nein, ein wenig Trauer möchte ich schon behalten, das brauche ich für die Erinnerung.“
Wie bedeutend diese Art der Unterstützung für Angehörige wie Patienten ist, erkennen jetzt auch die Kostenträger. Anders als in den ersten sechs Jahren muss der Förderverein Onkologie nicht mehr die kompletten Ausgaben tragen. Ohne Unterstützung geht es aber auch auf Dauer nicht. Die kommt auch regelmässig von Kabarettist Werner Koczwara. Er tritt für den Förderverein Onkologie in einer Benefizveranstaltung am Freitag, 15.11.2019, im Stadtgarten auf.